Blogeintrag Bewertung einer Masterarbeit – (Proseminar Master´s Thesis)

Bewertete Arbeit:

Effinger (2007): Die Evolution elektronischer Musikinstrumente
Diplomarbeit im Studiengang Audiovisuelle Medien vorgelegt am 6. Juni 2007 von Volker Effinger [14196] an der Hochschule der Medien, Stuttgart

Gestaltungshöhe
Die in der oben angeführten Arbeit behandelte Thematik „Die Evolution elektronischer Musikinstrumente“ wurde in der einschlägigen Fachliteratur schon ausführlich festgehalten, die schöpferische Leistung ist demnach als eingeschränkt zu beurteilen. Das Alleinstellungsmerkmal liegt wohl in dem eher technischen Ansatz, der eine übersichtliche Chronologie der Entwicklung elektronischer Musikinstrumente bietet.

Innovationsgrad

Der Innovationsgrad der Diplomarbeit ist als gering zu bewerten.

Selbstständigkeit

Eine Durchsicht der Arbeit „Die Evolution elektronische Musikinstrumente“ zeigt, dass sich der Autor anhand umfassender Literaturrecherche mit der Thematik auseinandergesetzt hat, und die so gewonnenen Erkenntnisse sinnvoll thematisch strukturiert zusammengetragen hat.

Gliederung und Struktur

Die untersuchte Arbeit ist gut strukturiert und gegliedert, die Evolution der elektronischen Musikinstrumente ist daher klar verständlich nachzuvollziehen.

Kommunikationsgrad

Der Text ist zwar in Fachsprache verfasst, ist aber auch für Personen, die über keine einschlägige Ausbildung verfügen, gut nachzuvollziehen.

Umfang der Arbeit

Der Umfang der Arbeit ist zufriedenstellend und wird der Thematik gerecht.

Orthographie sowie Sorgfalt und Genauigkeit

Die Publikation weist einen hohen Grad an Sorgfalt und Genauigkeit auf und lässt darauf schließen, dass sich der Autor mit allen wesentlichen Aspekten der Thematik gründlich auseinandergesetzt hat.

Literatur

Wie auch schon aus den weiter oben bewerteten Kriterien ersichtlich, hat der Autor die für die Arbeit relevante Literatur sorgfältig gelesen und sinnbringend zusammengefasst.

Studien zur Smounds Wahrnehmung

Die Bewertung der empfundenen Angenehmheit und Qualität von Gerüchen kann durch die gleichzeitige Wahrnehmung von auditiven Reizen beeinflusst werden, das ist mittlerweile wissenschaftlich bewiesen (vgl. Velasco, Balboa, Marmolejo-Ramos, Spence, 2014).

Carlos Velasco, Diana Balboa, Fernando Marmolejo-Ramos und Charles Spence untersuchten darauf aufbauend, ob die hedonische Kongruenz zwischen Geruchs- und Klangreizen die Wahrnehmung der Geruchsintensität, -angenehmheit und -qualität bei untrainierten Teilnehmern beeinflussen kann. “Hedonische Kongruenz” bezieht sich hierbei auf die Übereinstimmung oder Harmonie zwischen verschiedenen Sinnesreizen hinsichtlich ihrer emotionalen Bewertung oder angenehmen Wirkung. Sprich: ob die angenehme oder unangenehme Wirkung eines Geruchs mit der Bewertung der angenehmen oder unangenehmen Wirkung eines gleichzeitig präsentierten Klangs übereinstimmt.

Velasco et. al (2014) verwendeten für ihre Untersuchungen sechs Gerüche: einen aus dem “Le Nez du Café” (Brizard and Co, Dorchester, UK) und fünf aus den “Le Nez du Vin”- Kits (Brizard and Co, Dorchester, UK). Diese Kits wurden entwickelt, um Kaffe- und Weinliebhaber:innen häufig vorkommende Aromen von Kaffe und Wein näherzubringen. Die Gerüche wurden auch schon in anderen Forschungsarbeiten herangezogen, die sich mit kreuzmodalen Assoziationen zu Gerüchen beschäftigen (z. B. Crisinel und Spence, 2012; Hanson-Vaux et al., 2013).

Die Proben wurden basierend auf einer vorangehenden Untersuchung ausgewählt. Zur Anwendung kamen: Zitrone, Orange und Heidelbeere (als angenehm bewertet), sowie

Moschus, dunkle Schokolade und Rauch (als unangenehm bewertet).
Kombiniert wurden die Gerüche jeweils mit konsonanten (als angenehm bewertet) und dissonanten Klängen (als unangenehm bewertet) und mit weißem Rauschen (als unangenehm bewertet).
Für die Wissenschafter überraschend, zeigte sich, dass das weißes Rauschen tatsächlich einen stärkeren Effekt auf die Geruchsbewertungen der Versuchspersonen hatte, als die konsonanten oder dissonanten musikalischen Auswahlstücke. Die Teilnehmer bewerteten die verwendeten Gerüche als weniger angenehm, wenn sie dem weißen Rauschen lauschten. Grundsätzlich schränken Carlos Velasco, Diana Balboa, Fernando Marmolejo- Ramos und Charles Spence die Resultate der Untersuchungen in vielerlei Hinsicht ein, letztlich bleibt als einzige signifikante Erkenntnis, dass Gerüche unangenehmer bewertet werden, wenn gleichzeitig weißes Rauschen zu hören ist.

Quellen:

Hanson-Vaux, G., Crisinel, A. S., and Spence, C. (2013). Smelling shapes: crossmodal correspondences between odors and shapes. Chem. Senses 38, 161–166. doi: 10.1093/ chemse/bjs087

Velasco Carlos, Balboa Diana, Marmolejo-Ramos Fernando, Spence Charles: Crossmodal effect of music and odor pleasantness on olfactory quality perception. Frontiers in Psychology 5, 2014. https://www.frontiersin.org/articles/10.3389/fpsyg.2014.01352


Kann Musik durch Gerüche bereichert werden?

In den letzten Jahren lassen sich vermehrt Kunstperformances, die Geruch und Klang verbinden, entdecken (vgl. Di Stefano et al., 2022: 166). Im Jahr 2016 wurde das experimentelle Stück “Scent of Memory” des Australian Art Quartets präsentiert: eine Kombination aus Düften und klassischer Musik (ebda.). Der Parfumeur Carlos Huber entwarf eigens dafür Düfte, die an gewisse historische Ereignisse oder Stimmungen erinnern sollten: Arvo Pärts “Fratres” nahm das Quartett mit auf eine Reise, nicht in die 1970er Jahre (d. h. das Jahrzehnt, in dem das Stück komponiert wurde), sondern zurück zu einem japanischen Galion aus dem 17. Jahrhundert auf dem Pazifik, beladen mit einer wertvollen Fracht: Gewürzen, schwarzem Pfeffer, spanischem Leder und Weihrauch. Es folgten weitere Düfte, darunter der frische Duft von Salbei, Zimt, Orangenblütenwasser und marokkanischem Rosmarin, abgestimmt auf “Danzón No 2” des mexikanischen Komponisten Arturo Márquez. Coco repräsentierte den Reichtum der Neuen Welt in dem Duft “Anima Dulcis”, kombiniert mit George Gurdjieffs “Chant from a Holy Book”. Der letzte Duft, mit einer leichten Champagnernote und blumigen Akzenten, wurde mit Tschaikowskis Scherzo & Finale aus Quartett Nr. 1 assoziiert. Er sollte eine frühere Ära der Opern heraufbeschwören, einst besucht von Männern mit weißen Gardenien und eleganten Damen (vgl. Di Stefano et al., 2022: 166).

Der Ingenieur Chang Hee Lee, hat ein weiteres faszinierendes Projekt realisiert: “Essence in Space”. Es basiert auf einer modifizierten Klaviatur, die in der Lage ist, Klang und Duft in ein Parfüm zu verwandeln. Jede Taste war mechanisch mit einem Duft verbunden, der darunter platziert war. Sobald eine Taste betätigt wurde, wurde ein Tropfen Parfüm freigesetzt und in einer Flasche gesammelt. Dieser Vorgang wiederholte sich mit jedem Anschlag. Am Ende der “Vorstellung” wurde somit eine einzigartige Duftmischung erlangt (vgl. Di Stefano et al., 2022: 166).

Die oben genannten Beispiele zeigen, dass das Erleben von Musik durchaus bereichert werden kann, indem bewusst Gerüche akustischen Reizen beigefügt werden.

Quellen:
Crossmodal Correspondences in Art and Science: Odours, Poetry, and Music
Nicola Di Stefano, Maddalena Murari, and Charles Spence (2022).

Sounds and Smells – ein in der Literatur häufig anzutreffendes Paar

Der folgende Blogeintrag stützt sich überwiegend (wenn nicht anders angegeben) auf die Publikation: Crossmodal Correspondences in Art and Science: Odours, Poetry, and Music
Nicola Di Stefano, Maddalena Murari, and Charles Spence (2022).

Handelt es sich bei kombinierten Sinneswahrnehmungen von Synästhetiker:innen um für diese Personen nicht steuerbare Wahrnehmungen, werden in der Alltagssprache Gerüche und Klänge fast wie selbstverständlich verknüpft. Dies reicht bis in die Literaturgeschichte zurück.

Seit Jahrhunderten werden rhetorische Stilmittel, die verschiedene Sinne kombinieren, in der Poesie angewandt. Bereits in römischer Literatur finden sich Hinweise auf Metaphern zu Gerüchen und ihren Wirkungen auf die Charaktere (Butler 2014).

Als prominentes Beispiel, freilich etwas „jünger“ als römische Quellen, kann hier die Einleitung zu Shakespeare’s Twelfth night angeführt werden:

If music be the food of love, play on;

Give me excess of it, that, surfeiting,
The appetite may sicken, and so die.
That strain again! it had a dying fall:
O, it came o’er my ear like the sweet sound,
That breathes upon a bank of violets,
Stealing and giving odour! (Shakespeare 1906, pp. 34)

Auch Percy Bysshe Shelly schreibt in The Sensitive Plant, dass Pflanzen unhörbare Musik produzieren, die als Duft wahrgenommen wird:

And the hyacinth purple, and white and blue
Which flung from the bells a sweet peal anew
Of music so delicate, soft and intense,
It was felt like an odour within the sense

In den oben angeführten Beispielen wurden jedoch Duft-Klang-Assoziationen durch Sprache heraufbeschworen, obwohl weder Duft noch Klang von den Rezipient:innen wahrgenommen werden können.

Besonders aber in den letzten Jahren werden musikalische Darbietungen vermehrt mit olfaktorischen Reizen (Gerüchen) kombiniert und das Hörerlebnis somit bewusst erweitert. Der nächste Blogeintrag wird einen Überblick über in diesem Zusammenhang wichtige Arbeiten bieten und diese in einem weiteren Schritt anhand empirischer Literatur einordnen.

Quellen:

Butler, S. 2014. Making scents of poetry. In Smell and the ancient senses, ed. M. Bradley, 1st ed., 74–99. London: Routledge.

Di Stefano, Murari and Spence (2022): Crossmodal Correspondences in Art and Science: Odours, Poetry, and Music.



Synästhesie – wenn Farben klingen und Wörter schmecken

Die Ziffer 5 ist rot, 3 grün, 7 blau. Was zunächst als wahllose Zuordnung erscheint, kann für manche Menschen eine unumstößliche Wahrnehmung sein. Synästhet:innen weisen eine besondere Gehirnstruktur auf: verschiedene Gehirnareale sind auf ungewöhnliche Art und Weise miteinander verbunden. Dadurch ist es möglich, dass etwa Wörter schmecken, Klänge riechen, etc. – unzählige Kombinationen sind möglich. Nach einer wissenschaftlichen Beschreibung der Synästhesie folgt weiter unten im Text ein kurzes Porträt des Wissenschafters Richard E. Cytowic, der Synästhesie ins Zentrum der Aufmerksamkeit der “mainstream science” gerückt hat.

Jamie Ward (2013) beschreibt drei Charakteristika von Synästhesien (Zitat siehe Internetquelle):

  • “Auf einen Reiz (inducer, triggering stimulus) folgt eine synästhetische Wahrnehmung (concurrent).
  • Synästhetische Wahrnehmungen sind unwillkürlich und unterliegen nicht der willentlichen Kontrolle, können aber durch bewusste Steuerung der Aufmerksamkeit (kurzzeitig) ausgeblendet werden.
  • Synästhetische Empfindungen sind ähnlich wie normale Wahrnehmungen, der auslösende Reiz kann eine Information aus der Außenwelt sein, jedoch auch ein Konzept (ein Gedanke, z. B. das Denken an einen Buchstaben, oder eine Idee).”

Der Organisation Deutsche Synästhesie Gesellschaft E.V. ist es wichtig auf ihrer Website darauf hinzuweisen, dass Synästhesie keine Krankheit darstelle. Vielmehr wiesen Synästhet:innen tendentiell positive Merkmale auf (siehe Internetquelle):

  • “erhöhte Kreativität
  • erhöhte Merkfähigkeit
  • bessere Vorstellungskraft/Bilderdenken
  • bessere Detailwahrnehmung
  • verstärkte Sensibilität für Sinneswahrnehmungen
  • erhöhte emotionale Empathie”

Weit verbreitet sind folgende Synästhesieformen (siehe Internetquelle):

  • Graphem-Farb-Synästhesie: Buchstaben und/oder Zahlen sind untrennbar mit einem Farbeindruck verbunden
  • Farbiges Hören: Geräusche und/oder Musik werden gleichzeitig in Farbe und/oder Formen wahrgenommen
  • Sequenz-Raum-Synästhesie: Zeiteinheiten wie z.B. Wochentage, Monate, das Jahr oder auch Ziffern besitzen eine bestimmte räumliche Anordnung bzw. Position vor dem inneren Auge
  • Ordinal Linguistic Personification (OLP): Grapheme werden nicht nur mit Farbe und Form, sondern auch mit einem Geschlecht, Charaktereigenschaften und ggf. Emotionen belegt.
  • Gefühls-Synästhesie: Emotionale Zustände werden farbig und/oder als Form wahrgenommen.
  • Person-Farb-Synästhesie: Persönlichkeiten wird eine jeweils charakteristische Farbe zugeordnet. Auch die Zuordnung von Ziffern ist möglich.
  • Ticker-Tape-Synästhesie: Wahrnehmung von gesprochenen, gehörten, gedachten Worten als „Newsticker“ oder durch Auftauchen der Worte für Sekundenbruchteile vor dem inneren Auge.
  • Lexikal-gustatorische Synästhesie: Worte haben eine bestimmte Geschmacksrichtung und/oder auf der Zunge spürbare Textur.
  • Andere Synästhesieformen: Oft werden auch Geschmacksrichtungen, Gerüche, oder Körperempfindungen, wie z.B. Schmerz durch eine synästhetische visuelle Empfindung begleitet.”

Richard E. Cytowic, MD, MFA ist bekannt dafür, die wissenschaftliche Beschäftigung mit Synästhesie wieder salonfähig gemacht zu haben. Das Phänomen war über Jahrzehnte mit Skepsis betrachtet worden, als er 1979 die Forschung aufnahm, wurde er sogar von Kolleg:innen davor gewarnt, sein Karriere damit zu ruinieren. Heute, einige Publikationen von Cytowic später, wird allerdings die Synästhesie als fundamental dafür angesehen, die menschliche Wahrnehmung zu verstehen.

Dr. Cytowic ist im engen Austausch mit kulturellen Institutionen weltweit und ist ein gefragter Redner auf diversen Veranstaltungen. Bei besonderem Interesse an seiner Person und seinen Publikationen empfiehlt sich ein Blick auf seine Website: https://cytowic.net/.

Quellen:

Ward J. Synesthesia. Annu Rev Psychol. 2013;64:49-75.

Internetquellen:

https://www.synaesthesie.org/de

https://cytowic.net/

Städte riechen und hören – Sensory Urbanism

(Fortsetzung von “Smounds” in der Kunst)

Während eines Spaziergangs in der Stadt fallen sie manchmal ins Auge: Visualisierungen bzw. Renderings von geplanten Bauprojekten. Idealerweise ist nun vorstellbar, wie sich etwa die neue Wohnhausanlage in das bereits bestehende Stadtbild einfügt. Doch wie riecht die Wohngegend, welche Geräuschkulisse ist wahrnehmbar?

David Howes, Leiter der Sensory Studies an der Concordia University in Montreal und Autor der Publikation “The Sensory Studies Manifesto: Tracking the Sensorial Revolution in the Arts and Human Sciences”, und Forscher:innen weltweit schreiben der heutigen Stadtplanung ein visuelles Dogma zu. Die Lebensqualität von urbanen Lebensräumen werde nicht bloß durch das Stadtbild definiert, besonders Gerüche und Geräusche tragen dazu bei ob wir uns wohlfühlen, oder nicht.
Um beispielsweise die Sounds eines Stadteils aufzunehmen, werden sogenannte Soundwalks durchgeführt: mithilfe von Spezialmikrofonen wird versucht, die jeweilige akustische Atmosphäre möglichst realitätsgetreu einzufangen.
Die Gerüche von Städten werden durch Smellmaps visualisiert. Eine Vorreiterin auf diesem Gebiet ist Kate McLean. Während Smellwalks wird gerochen und detailliert dokumentiert:

Die Wahrnehmung von Gerüchen ist stark subjektiv geprägt, spannend daher die Systematik, die McLean bei der Erstellung ihrer Smellmaps anwendet. In einem Interview mit Vittoria Traverso für die Website Atlas Obscura beschreibt sie diesen Prozess auch als eine Art von Verhandlung zwischen den gestaltenden Personen einzelner Smellmaps. Die von McLean so genannten “Smellarmys” ziehen durch die Stadt und schreiben die gerochenen Gerüche auf, anschließend wird diskutiert und argumentiert.

Links:

https://www.technologyreview.com/2022/06/14/1053771/sounds-smells-vital-to-cities-as-sights/

https://sensorymaps.com/

https://www.atlasobscura.com/articles/art-mapping-smell-smellscapes-kate-mclean

“Smounds” in der Kunst

(Fortsetzung von “Smounds”?)

“Smounds”, ein Begriff, der beschreibt, wie sich die gleichzeitige Wahrnehmung von Schall und Gerüchen im Hirn niederschlägt, wurde in meinem vorigen Blogeintrag behandelt.

Der Künstler Simon Knight greift diese wissenschaftliche Erkenntnis in seiner Arbeit auf. “Smell Sound Rave” – so nennt er ein von ihm entworfenes Soundsystem, das je nach gewünschter Stimmung spezielle Duftstoffe in den Raum sprühen kann – auch Duftmischungen sind möglich. Eine Luftfilteranlage sorgt dafür, dass sich die hintereinander “abgespielten” Düfte nicht überlagern.

In einem Experiment namens “Smound Research Lab” untersuchte er, wie Emotionen durch die Wechselwirkung von Schall und Gerüchen erzeugt werden. Hierfür wurden acht Musikstücke produziert, mit acht Gerüchen gepaart und schließlich acht Emotionen zugeordnet: Unpleasant, Pleasant, Happy, Sad, Calming, Uplifting, Angry, Romantic . 50 Proband:innen wurden die Gerüche und Musikstücke jeweils getrennt zum Riechen gegeben bzw. vorgespielt und gebeten, die Intensität der empfundenen Emotionen zu bewerten. Anschließend wurden den Versuchspersonen die Gerüche und Musikstücke gleichzeitig als Smounds vorgesetzt/vorgespielt – auch diesmal wurde von ihnen bewertet. Das Ergebnis zeigte, dass die Smounds die Emotionen der Proband:innen stärker beeinflussten als die Gerüche und Sounds getrennt.
50 weitere Versuchspersonen sollten die Gerüche und Musikstücke passend kombinieren und nach dem gleichzeitigen Riechen und Hören ihre Emotionen beschreiben. Tatsächlich stimmten die meisten Paarungen und empfundenen Emotionen mit den von der Versuchsleitung festgesetzten Kombinationen überein. Simon Knight führt aus: “The emotional ratings given by participants to their matches suggests that they made the matches through subconscious cross-modal correspondences mediated by the intended emotion of the compositions.”.
Das Experiment hat wohl nur pseudowissenschaftlichen Charakter, zumal auch auf der zugehörigen Websites keine näheren Informationen zur Konzeption der Untersuchung zu finden sind. Es stellt aber ein schönes Beispiel dar, wie unserer Emotionen von Gerüchen und Geräuschen beeinflusst werden.

Inwiefern Smells and Sounds neuerdings innerhalb des Sensory Urbanism in das Urban Design einbezogen werden, ist nächste Woche hier zu lesen.

Links:

https://www.si-knight.com/smound/rave

https://www.si-knight.com/smound/lab

„Smounds“?

Sehen, Hören, Riechen, Schmecken, Tasten: die fünf Sinne des Menschen sind allseits bekannt. Doch unsere Wahrnehmung funktioniert nicht immer so geordnet und klar trennbar, wie diese Einteilung vermuten ließe.

Bereits 2004 erschien The Handbook of Mulitsensory Processes (Gemma A. Calvert, Charles Spence, Barry E. Stein). Die Publikation beschreibt Wahrnehmung als multisensory experience und bricht mit dem traditioniellen sense-by-sense-approach.

Zu Beginn der 2010er-Jahre machte der Neurowissenschaftler Daniel W. Wesson durch Zufall eine spannende Entdeckung. Eigentlich untersuchte er bloß die Geruchswahrnehmung von Mäusen, doch als er eines Nachmittags seine Kaffeetassse auf den Labortisch stellte, bemerkte er einen punktuellen Anstieg der Aktivität im Tuberculum olfactorium der Mäuse – das ist der Bereich des Gehirns, in dem u. a. Gerüche verarbeitet werden.

Gemeinsam mit seinem Kollegen Donald A. Wilson ging er nun der These nach, dass es “Smounds” gebe – eine Sinneswahrnehmung, die sich aus Smells und Sounds zusammensetze. Tatsächlich konnten die Forscher anhand einer Studie an Mäusen nachweisen, dass im Tuberculum olfactorium Smells and Sounds überschneidend verarbeitet werden, ganz im Sinne der multisensory experience.

Doch die Beschäftigung mit dem Zusammenspiel mehrerer Sinneseindrücke hat eine lange Geschichte. So entwickelte schon der russische Komponist Alexander Skrjabin (1872-1915) die Idee für ein Gesamtkunstwerk, das “Mysterium”, das, einmalig und mehrtägig in einem eigens dafür errichteten Tempel aufgeführt, eine allumfassende Sinneswahrnehmung ermöglichen sollte. Ein Ritual mit esoterischen Einflüssen, dessen Umsetzung nicht nur an Skrjabins Tod scheiterte. Skrjabin galt als Synästhetiker, er konnte laut eigener Aussage Klänge als Farben sehen. Sein Gesamtwerk sollte jedoch nicht auf das “Mysterium reduziert werden.

“Smounds” sind auch heute noch Gegenstand künstlerischen Schaffens, rücken aber aktuell auch in der Stadtplanung in den Fokus. Doch dazu in den nächsten Wochen mehr.

Quellen/Links:

Calvert, Spence, Stein(2004): The Handbook of Mulitsensory Processes

https://www.scientificamerican.com/article/making-scents-of-sounds-n/

https://www.jneurosci.org/content/30/8/3013

https://www.semilakovs.com/cd/booklet-text/

https://de.wikipedia.org/wiki/Alexander_Nikolajewitsch_Skrjabin#Werke

https://de.wikipedia.org/wiki/Syn%C3%A4sthesie