Als Beispiele für Visual Storytelling habe ich mir verschiedenen Bilderbücher die mit nur sehr wenigen Worten bzw. ganz ohne auskommen. Hier zwei meiner Meinung nach sehr gelungene Beispiele für Textlose Bilderbücher.
The Midnight Fair – Gideon Sterer und Mariachiara Di Giorgio
Inhaltsangabe:
Es ist kurz vor Mitternacht: Schlüssel klappern, ein Auto fährt davon und im Dunkeln am Waldrand beobachten schon ungeduldige Augenpaare, wann es soweit ist für ihren Einsatz: Rapp Zapp! Und schon ist er wieder erleuchtet: der Jahrmarkt, den die Menschen gerade verlassen haben. Jetzt erobern sich Wildschwein, Fuchs und Hase Autoscooter, Riesenrad und Karussell.
Dieses Buch erzählt die Geschichte von ein paar Waldtieren, die sich nachts auf einen Jahrmarkt schleichen. In eindrucksvollen Bildern sieht man wie die Tiere Popcorn und Zuckerwatte fressen, Schiffsschaukel und Kettenkarussell fahren und generell ein sehr menschenähnliches Verhalten an den Tag legen.
Besonders der Einsatz von Farben und Licht aber auch die Kompositionen und Posen der Charaktere machen die Bilder eindrucksvoll und vermitteln die Stimmung eines Jahrmarktes. Jede Illustration enthält eine Vielzahl an Details und erzählt kleine Geschichten der einzelnen Protagonisten, wie zum Beispiel ein Wolf der bei einem der Stände einen Goldfisch gewinnt und diesen am Ende des Buches dann in einem See frei lässt.
Das Narrativ ist hier auch ohne Worte klar und lädt dazu ein die Bilder noch genauer zu betrachten, als man es vielleicht tun würde wenn die Bilder von Text begleitet werden würden.
Maulwurfstadt – Torben Kuhlmann
Inhaltsangabe:
Am Anfang lebt ein einzelner Maulwurf tief unter einer grünen Wiese. Dort gibt es alles im Überfluss. Schon bald siedeln sich mehr und mehr Maulwürfe unter der Wiese an. Doch immer mehr Maulwürfe brauchen immer mehr Infrastruktur. Aus einfachen Wohnlöchern werden aufwändige Behausungen. Unterirdische Straßen verlaufen kreuz und quer, Bahnen und Aufzüge fahren hoch und runter. Tausende Arbeiter wuseln durch die Unterwelt. Dabei verschwindet immer mehr von der grünen Wiese und die Maulwurfhaufen reihen sich.
Autor und Illustrator Torben Kuhlmann hat es mit diesem Buch geschafft die Geschichte der Industrialisierung anhand von einer Maulwurf-Gesellschaft zu erzählen und das wichtige Thema des Umweltschutzes anzusprechen. Das Buch kommt bis auf ein paar Sätze auf der ersten Seite und ein paar Sätzen auf der letzten Seite ganz ohne Worte aus.
Anfangs sieht man das beschauliche Leben eines Maulwurfs dass aber durch die Erfindung von Maschinen und dem stetigen Zuwachs und Fortschritt in der Maulwurfstadt immer stressiger und eintöniger wird. Die Zerstörung der Natur wird durch die einst schöne Blumenwiese die immer mehr von Maulwurfshügeln durchzogen wird und von der am Ende nur mehr ein kleiner Fleck Gras übrig ist gezeigt. Die Bilder zeigen die Maulwürfe in ihrem Alltagstrott wie zum Beispiel bei der Arbeit im Büro und verbreiten im Allgemeinen eine düstere depressive Stimmung die durch die eher dunklen eintönigen Farben unterstützt wird. Wobei Kinder diese Stimmung möglicherweise ganz anders interpretieren würden und sie diese womöglich nicht als erdrückend wie ich empfinden würden.