Dieser und der nächste Blogbeitrag handeln von einem Vortrag des Schweizer Historiker und Publizist Daniele Ganser. Da der Vortrag sehr umfangreich war, wird dieser in zwei Beiträge geteilt. Thema seines Vortrages war die Propaganda und dessen Einfluss und Steuerung der Menschen anhand unterschiedlicher Beispiele.
Teil 1 „Propaganda ist überall“:
Der Historiker Daniele Ganser spricht in seinem Vortrag über das Thema Propaganda und wie sie unsere Gedanken und Gefühle lenkt. Er betont, dass Propaganda nicht nur durch Kriegspropaganda, sondern auch durch Werbung und Public Relations wirkt. Ganser zitiert den Propagandaexperten Edward Bernays, dessen Buch “Propaganda: The Public Mind in the Making” aus dem Jahr 1928 stammt. Er macht darauf aufmerksam, dass Propaganda kein neues Phänomen ist, sondern schon lange existiert.
Ganser erklärt, dass Propaganda überall präsent ist, insbesondere durch visuelle und auditive Reize. Er betont den Wettbewerb um Aufmerksamkeit, der durch Werbung und andere Botschaften entsteht. Dabei spielt es keine Rolle, ob die Informationen wahr sind; es geht darum, an möglichst vielen Orten präsent zu sein und oft wiederholt zu werden. Ganser verdeutlicht, dass wir von Propaganda umgeben sind, sei es auf Straßen, in Medien oder sogar auf personalisierten Werbungen auf Smartphones.
Er regt dazu an, sich bewusst aus diesen Propagandaräumen zurückzuziehen, um die eigene Aufmerksamkeit zu schützen. Er erwähnt die Schwierigkeit, sich für längere Zeit ohne externe Reize zu entspannen, und schlägt vor, Orte aufzusuchen, die nicht von Werbung überflutet sind, wie beispielsweise den Wald. Ganser appelliert an die Wichtigkeit von Achtsamkeit und Selbstbeobachtung im Umgang mit Propaganda.
Teil 2 „BWM-Autowerbung“:
Ganser zitiert Edward Bernays, der betonte, dass wir von Personen regiert werden, deren Namen wir noch nie gehört haben, da sie unsere Meinungen, Geschmack und Gedanken beeinflussen. Ganser erklärt, dass Propaganda bei allen Menschen wirkt, unabhängig von Bildungsniveau. Er verdeutlicht, wie das menschliche Gehirn Informationen aufnimmt und sich durch Wiederholung prägt.
Ganser führt ein Beispiel mit einem BMW-Werbungsbild an, das ein Gefühl von Freiheit erzeugt. Er betont, dass trotz rationaler Überlegungen Werbung oft auf emotionale Ebenen abzielt. Ganser erläutert, wie Werbung Illusionen schafft, die von der Realität abweichen können. Er mahnt zur Achtsamkeit gegenüber manipulativen Techniken und unterstreicht, dass Propaganda keine neue Erscheinung ist, sondern schon lange erfolgreich angewendet wird, wie am Beispiel einer Mercedes-Werbung von 1955 verdeutlicht wird.
Teil 3 „Kriegspropaganda Irak 2003“
Daniele Ganser untersucht, wie Kriege verkauft werden und betont, dass die Beeinflussung der Gedanken und Gefühle der Menschen notwendig ist, um Unterstützung für Kriege zu gewinnen. Er verdeutlicht, dass Meinungsführer und Medien eine entscheidende Rolle dabei spielen, Meinungen zu formen. Ganser zeigt auf, dass Kriegspropaganda nicht nur mit Bildern, sondern auch mit Worten arbeitet, um Ängste zu schüren und Zustimmung zu generieren.
Er erläutert, dass Meinungsführer nicht blind vertraut werden sollten, insbesondere wenn sie zu Gewalt aufrufen. Ganser gibt zwei Techniken an, um sich gegen Propaganda zu schützen: den Rückzug in weniger von Werbung beeinflusste Räume, wie den Wald, und das kritische Hinterfragen von Meinungsführern, insbesondere wenn sie zu Gewalt aufrufen. Dabei warnt er davor, politischen Autoritäten blind zu glauben und erinnert an Beispiele, in denen falsche Informationen zu Unterstützung für Kriege führten.
Teil 4: „Putsch in Guatemala 1954“
Der Vortragende erklärt anhand des Putsches in Guatemala 1954, wie Propaganda eingesetzt wurde. Der gewählte Präsident Arbenz führte eine Landreform durch, die großen Konzernen, insbesondere United Fruit (heute Chiquita), finanzielle Verluste bescherte. Der amerikanische Auslandsgeheimdienst CIA bewaffnete Gruppen in Guatemala, um den gewählten Präsidenten zu stürzen. Ganser betont die Bedeutung von Edward Bernays, der nicht nur theoretisch arbeitete, sondern auch aktiv in die Öffentlichkeitsarbeit von United Fruit involviert war.
Ganser weist darauf hin, dass Bernays’ Werke auch im nationalsozialistischen Deutschland von Joseph Goebbels gelesen wurden. Goebbels adaptierte Bernays’ Ideen für die nationalsozialistische Propaganda. Ganser unterstreicht, dass Propaganda heute durch Fernsehen und Smartphones intensiver und ausgeklügelter wirkt. Er ermutigt dazu, sich bewusst zu machen, dass Propaganda existiert, um sich davon zu befreien und nicht von Kriegspropaganda in Konflikte hineingezogen zu werden.
Teil 5: Coca-Cola Werbung
Es wird erklärt, wie Propaganda in der Werbung funktioniert, am Beispiel von Coca Cola. Er betont, dass die Auswahl an Gedanken und Produkten durch Propaganda eingeschränkt wird. Anhand von Coca Cola und Apple zeigt er, wie Gefühle wie Freundschaft und Liebe mit Produkten verknüpft werden, um den Verkauf zu steigern. Ganser ermutigt dazu, bewusst die Verbindung zwischen Produkten und Gefühlen zu durchschauen und die Menschen und sozialen Kontakte in den Vordergrund zu stellen. Er schlägt vor, Produkte wegzulassen, um wahre soziale Bindungen zu erleben und die manipulative Kraft der Propaganda zu überwinden.