Interview Julia Schimautz

Julia Schimautz ist Grafikdesignerin, welche in Berlin ein Design und Riso-Studio namens »dtan studio« gegründet hat. Sie hat sich darauf spezialisiert Animationen aus Riso-Drucken zu erstellen, um analoge Druckverfahren mit digitalen Mitteln zu verknüpfen. 

Wie bist du zur Risographie gekommen? Weshalb hast du dich entschieden, analoge und digitale Verfahren miteinander zu verknüpfen? 

Ich bin durch mein Praktikum bei »dreampress« in Kapstadt zur Risographie gekommen. Hier haben wir an Riso-Drucken, Publikationen, Grafikdesigns und anderen Projekten gearbeitet. Mir war es immer schon wichtig, bei meinen Designprojekten analoge Verfahren in einer gewissen Weise zu imitieren und mit verschiedenen Texturen oder Druckstempeln zu arbeiten. Mich hat die Optik des „Unperfekten“ oder „Spontanen“ angesprochen und genau das wollte ich in meinen Arbeiten aufnehmen.

Inwiefern verändert sich dein Designprozess bei der Integration analoger Druckverfahren? Was gilt es in der digitalen Verarbeitung und Nachbearbeitung der analogen Designs zu beachten? 

Es ist wichtig, darauf zu achten, dass man nicht zu komplizierte, detailreiche Formen darstellt. Ebenso ist es wichtig, daran zu denken, dass nur eine limitierte Anzahl an Farben zur Verfügung steht – was in meinem Fall sechs spezielle Farben der jeweiligen Riso-Farbtrommeln sind. Bei meinen Animationen achte ich im Druck auch darauf, dass diese so platzsparend wie möglich am Papier platziert werden, damit Ressourcen geschont werden können. Ebenso versuche ich aus Testdrucken weitere Produkte, wie zum Beispiel Notizblöcke oder Ähnliches, anzufertigen. In der digitalen Nachbearbeitung werden die Farben in Photoshop angepasst oder kleinere Änderungen vorgenommen, damit nicht alles nochmals neu gedruckt werden muss. 

Könntest du dir vorstellen, auch andere analoge Drucktechniken (Linolschnitt, Siebdruck..) mit digitalen Umsetzungen zu verknüpfen? 

Prinzipiell würde ich diese Frage mit ja beantworten, jedoch muss man sich überlegen, welchen Effekt man erzeugen will. Ich habe zum Beispiel schon versucht, mit Siebdruck zu arbeiten, jedoch war hier für mich der Effekt sozusagen zu „sauber“ – der analoge Eindruck ging fast verloren. Es ist immer spannend, mit verschiedenen Medien zu experimentieren. Ich habe auch bereits darüber nachgedacht, Animationen aus gecuttetem Papier zu erstellen.  

Würdest du sagen, entsteht ein Mehraufwand durch die Verwendung analoger Druckverfahren? 

Eindeutig, bei einem Projekt, das in der Designphase zehn Stunden benötigt, kann man bestimmt zusätzlich mit fünf Stunden Druckaufwand rechnen. Ebenso ändern sich durch den Druck sehr häufig die Pläne. Manchmal bemerkt man erst in diesem Schritt, dass gewisse Dinge nicht so funktionieren, wie man es erwartet hat oder es entstehen neue Effekte die einen weiters inspirieren. Risodruck ist häufig auch sehr praktisch, da man auch Fotos mit mäßiger Qualität im Druck super verwenden kann und es mit dem Effekt nicht auffällt. 

Inwieweit verändert sich der Charakter des Designs durch Verwendung analoger Verfahren für dich?

Für mich ist es eine große Veränderung. Der Druck verleiht dem Design einen gewissen Charme und Persönlichkeit, welcher meist digital nur sehr schwer erzeugt werden kann. Der Druckprozess selbst bringt auch immer Überraschungen und neue Ideen mit sich, wodurch Anpassungen und neue Entscheidungen entstehen. Im digitalen Designprozess hat man meist eine gewisse Vorstellung, die man versucht umzusetzen und an das gewünschte Ziel hinzuarbeiten. Im Druck ist dies eher ein zufälliger Prozess, der neue Ideen hervorbringt und somit auch völlig neue Kreationen entstehen lässt. 

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