IMPULS #4 – Mountainfilm Festival Graz Tag 2 (2/2)

Am 2. Tag des Festivals habe ich mir einen 2. Block angesehen, der auf jeden Fall einen separaten Impuls wert ist. Hier sind die Filme und meine Gedanken dazu.


Ephemeral

Wenn ich diesen Eiskletterfilm mit einem Wort beschreiben müsste dann wäre das EPIC! Vom bekannten Regisseur Alastair Lee gefilmt ist dieser 53-Minüter ein Meisterwerk gespickt mit Slow Motion, Hero Shots und geilem Licht.

Das Konzept dieses Films war außerdem spannend, weil der Filmemacher selber moderiert hat. Anders als beim Film Patagonian Spider, die Storyline war bedingt durch die persönlichen Erfahrungen des Filmemachers und hat nicht nur den Prozess des Filmemachens beschrieben. Dieser zusätzliche Layer hat es den Zusehenden ermöglicht, mit Alastair und seinen Fehlern und Versuchen mitzufiebern und hat den Filmemacher auf die gleiche Ebene gehoben wie seine Protaginisten.

Für mich als angehende Kletter- und Outdoorfilmerin war es natürlich besonders spannend, den Regisseur bei seiner Arbeit zu sehen. Immer wieder wurde er beim Abseilen gezeigt und man hat richtig mitbekommen, dass die Filmschaffenden in diesem Bereich selber athletische Fähigkeiten haben müssen, um überhaupt mithalten zu können. Auch die Problematiken von Gewand (wenn man sich mehrere Stunden beim Eiskletterfilmen nicht bewegt) und Wasserdichte wurden kurz angeschnitten.

Aber zurück zum Film. Die Aufnahmen waren nach anfänglichen Schwierigkeiten von Filmemacherseite total beeindruckend. Die Szenen waren fast immer ohne direktes Licht (oder ganz ohne Licht, weil der Schottische Winter immer wolkig ist und man beim Eisklettern die Sonne meidet), aber trotzdem hat es Lee geschafft, diese Umstände für sich zu nutzen und atemberaubende Stimmungen zu schaffen.

Eine Sache, die ich mir aus diesem beeindruckenden Film mitnehme ist, dass ich unbedingt Ansteckmikros für die Athleten bei meiner Masterarbeit brauche. In Ephemeral war ein großer Teil die hörbare Konversation zwischen dem Kletterer und seinem Sicherer. Durch die Ansteckmikros konnten die Zusehenden diese verfolgen und viel mehr mitfühlen.


Mountain Guides

Meine Impressionen zu diesem Film sind etwas kürzer, weil er solide, aber nicht sehr aufregend war. Der slowakische Film von Pavol Barabáš erzählt die Gratwanderung zwischen eigener Sicherheit und Klientensicherheit im Bereich des Bergführens.

Wie gesagt war der Film nicht besonders aufregend. Die Bilder waren zwar schön, aber der einzige Höhepunkt war eine Anekdote über die Bergführenden, die in den letzten Jahren verunglückt sind. Natürlich war dieser Moment mitreißend, aber nach dem überwältigend guten Ephemeral hat der Film nicht mehr so viel Eindruck hinterlassen.

Allerdings hat mich die Musik sehr begeistert. Sie hat immer sehr gut gepasst und mich an die Soundtracks und das Sounddesign vom Österreichischen Universum erinnert. Ich denke, die Produktion hatte hier genug Budget und Wissen, da auch Zeit und Expertise zu investieren. Auch das ist eine Sache, die ich bei meiner Masterarbeit gerne forcieren möchte.

Ich glaube, dass man diesen Film noch einmal ohne den ersten separat ansehen muss, um einen vollen Eindruck bekommen zu können. Am besten ohne, dass man davor schon 4 Stunden im Kino gesessen ist.


Alles in allem war dieser Block sehr inspirierend und spannend. Die Aufnahmen waren high-end und im Vergleich zu den beiden anderen Blöcken bis jetzt, gab es nicht viel Negatives, was mir aufgefallen ist.


Links

Pavols Website and other Work

More from Alastair Lee

Ephemeral trailer and more information

IMPULS #3 – Mountainfilm Festival Graz Tag 2 (1/2)

Mein 2. Block beim Mountainfilm Festival 2023 hat dieses mal vier, dafür kürzere Filme inkludiert.


Overhang

Dieser Kletterfilm von Lucas Costes und Mathéo Bourgeois begleitet den Kletterer Jonathan Bargibant bei seinem Ziel, die Route Tom & Je Ris zu klettern. Diese 60m lange Route in der Verdunschlucht verlangt ihm alles ab, während Jonathan versucht die Balance zwischen Vaterschaft und Extremsport zu meistern.

Über diesen 14-Minüter gibt es nicht so viel zu sagen, außer dass er sehr gut gefilmt und gut durchdacht zusammengestellt wurde. Die Regisseure haben hier (wie bei meinem letzten Impuls) wieder viel mit Slow Motion gearbeitet, was ich auch für mein eigenes Werkstück umsetzen werde.


Cerro Torre Climb & Fly

Dieser kurze Film begleitet drei Paraglider bei ihrem Abenteuer, mit Schirm auf den Cerro Torre in Argentinien zu steigen, um dann hinunterzufliegen.

Was mir beim Anschauen von diesem Film wieder einmal stark aufgefallen ist war, dass die Zuschauer total forgiving sind, wenn es um die Qualität von Actioncams geht. Die Aufnahmen im Film waren nämlich total gemischt, 50% super saubere Landschaftsaufnahmen und 50% shitty GoPro Footage. Trotzdem ist die Story bei allen sehr gut angekommen.

Eine Sache, die mir an diesem Film allerdings nicht gefallen hat war der Mix. Die Interviews hatten einen totalen Hall und die Musik war teilweise zu laut oder manchmal zu leise. Außerdem hatten die Songs manchmal Vocals, was sehr von den eigentlich wichtigen Tonspuren abgelenkt hat.


Heavenly Trap

Mal abgesehen davon, dass die Story dieses Films fast schon fahrlässig war, haben die tschechischen Bergsteiger und der Regisseur Tomáš Galásek hier gute Arbeit geleistet. Die Aufnahmen waren packend und die Selbstdokumentation der Athleten war sehr gut ausgewählt.

Zwei Aspekte möchte ich besonders hervorheben: Den Zeittracker und die Timelapses. Der Tracker hat mir deshalb so gut gefallen, weil er wie eine Zwischensequenz funktioniert hat und die Zeit, die die beiden schon am Berg festsitzen (SPOILER) mit den laufenden Sekunden. Die Schriftart hat super gepasst und jede dieser Sequenzen hat zur Spannung beigetragen.

Die Timelapses waren sehr gut gefilmt und haben mich inspiriert, auch diese mehr in meine zukünftigen Projekte einzubauen.


GUARDIÁN DEL VALLE, VOLCÁN TUPUNGATO

Der letzte Film des Blocks war zwar filmisch sehr eindrucksvoll, hat aber bei der Story etwas nachgelassen. Der Regisseur Andreas Tonelli begleitet eine Mountainbikegruppe bei ihrem Ziel, den Vulkan Tupungato in den Zentralanden mit Rädern zu besteigen.

Die Musik hat dieses Mal sehr gut gepasst und die Art wie hier mit Gegenlicht gearbeitet wurde hat mich sehr beeindruckt. Alles in allem ein guter Film, allerdings nicht outstanding.


Auch dieses Mal gab es keine Anmoderation, das Publikum hat allerdings wenigstens applaudiert. Ich bin gespannt auf die nächsten Blöcke, die mich erwarten.


Links

Time Tracker

Moving Timelapse (Basics)

Moving Timelapse (3-Axis)

IMPULS #2 – Mountainfilm Festival Graz Tag 1

Dieser Impuls lässt den ersten Tag des Mountainfilm Festivals in Graz (Dienstag 14.11.) und die Filme, die ich mir angesehen habe, revue passieren.


Darkest Before Dawn

Dieser Film von Alex Eggermont zeigt den Kampf zweier Kletterer in der sogenannten Dawn Wall, eine Route auf den El Capitain in Yosemite National Park. Spannend an diesem Film war, dass es während der gesamten Dauer keinen Erfolgsmoment für die Athleten gab. Trotzdem hat der Spannungsbogen funktioniert, er war nur irgendwie upside down.

Die Aufnahmen waren von hoher Qualität (kein Wunder bei dem großzügigen Sponsoring von The North Face) und es wurde viel mit Lense Flare und Slow Motion gearbeitet. Das hat dem ganzen Film einen roten Faden gegeben.

Die Musik hat mit persönlich nicht so gut gefallen, genauso wie die ausgewählte Schriftart für die Zwischenkapitel (es wurden immer wieder die Monate eingeblendet). Beides hat vom Gefühl her nicht so gut zur Story gepasst. Das ist ein Punkt, auf den ich auch in meinen Projekten gerne mehr achten möchte und in den ich in Zukunft mehr Zeit investieren möchte.

Für Zwischenszenen wurden immer wieder Fotos verwendet, die mit einer Art 3D-Effekt scheinanimiert. Das ist bei den Zuschauern total gut angekommen, weshalb hier auch einer meiner weiterführenden Links dazugehört.


Patagonian Spider

Patagonian Spider von Fulvio Mariani ist ein Dokumentarfilm, der sich mit dem Leben und den Leistungen vom verstorbenen Bergsteiger Casimiro Ferrari beschäftigt. Dieser gehörte zur italienischen Bergsteigergruppe Die Spinnen von Lecco. Die neue Generation an Mitgliedern versucht während des Films, die Erstbegehungen von Ferrari zu wiederholen und so sein Erbe zu ehren.

Der Film wurde vom Filmemacher selber moderiert, allerdings auf eine sehr kunstvolle Art und Weise, was mich anfangs etwas verwirrt hat. Allerdings hatte es auch den Vorteil, dass man die spezielle Art von Abenteuerfilmemachen besser verfolgen konnte.

Die Themen waren sehr vielfältig, was dem Film eine gewisse Kurzlebigkeit gegeben hat. Von Besteigungen bis hin zu Verlusten in der Jetztzeit und Geschichten und Anekdoten aus der Vergangenheit hat Fulvio Mariani alles in die Storyline eingewoben. Um all diese Aspekte zu kombinieren, hat er viel mit Archivmaterial gearbeitet, was ich persönlich sehr spannend finde (deshalb auch unten ein weiterer Link). Im Nachhinein wurde dieses Footage vereinheitlicht und zu Montagen zusammengestellt.


Von 20:15-22:30 ging dieser Block mit zwei Filmen und ich freue mich schon auf die nächsten Male. Allerdings habe ich eine Anmoderation vermisst und die Zuschauer haben auch nicht geklatscht. Vielleicht bei der nächsten Projektion.


Links

3D Photo Effect

Archivmaterial

Parallax Effect for Photos

Impuls #1: Klanglicht – Augmented Reality fasziniert alt und jung

Selbst als Grazerin ist das jährliche Klanglicht-Event jedes Mal ein überraschendes Erlebnis. Am Abend des 27. Oktober tauchte ich erneut in die faszinierende Welt der Augmented Reality Installationen ein. Es zeigte sich, dass solche Technologien nicht nur Technikbegeisterte faszinieren, sondern Menschen aller Altersgruppen zum Staunen bringen können.

Die Gebäudebeleuchtung im Burgarten war zweifellos eine der spektakulärsten Installationen. Die Designer spielten geschickt mit den Fassade des Gebäudes und schufen ein beeindruckendes visuelles Erlebnis. Motive und Farben verschmolzen zu einer einzigartigen Atmosphäre, die nicht nur das Gebäude, sondern auch die Umgebung veränderte. In der Orangerie des Grazer Burggartens am Fuße des Schlossbergs entstand ein visueller Infinity Loop von Klima-Metamorphosen. Das Künstlerkollektiv OchoReSotto provozierte mit Fragen zur Wirklichkeit, dem Einfluss der Umwelt auf unsere Wahrnehmung und einer begleitenden Musik, die Kulturen verschmolz.

Das Zitat von Onionlab, dass Kunst das Positivste sei, das wir auf der Erde hinterlassen, prägte die Aufführung “Patterns of Time” des katalanischen Künstlerkollektivs. Der Grazer Uhrturm wurde zur Leinwand ihrer Geschichte, die die Interpretation der Welt durch Künstler über die Epochen hinweg zeigte und reflektierte.

Andere faszinierende Projekte begegneten mir im Torbogen am Fuße des Schlossbergs und in den Werken der Designstudierenden der FH JOANNEUM, die das Thema “Strom” aufgriffen und künstlerisch darstellten. Sie erschufen einzigartige Experimentierfelder mit Licht, Klang und Bewegung.

Insgesamt war das Klanglicht-Event eine fesselnde Reise durch Kunst, Klang und Licht. Die Vielfalt der Installationen, ihre künstlerischen Ansätze und die Fähigkeit, ohne viele Worte eine emotionale Verbindung zum Thema herzustellen, regten zum Nachdenken über die Beziehung zwischen Mensch, Kunst und Umwelt an.