„Smounds“?

Sehen, Hören, Riechen, Schmecken, Tasten: die fünf Sinne des Menschen sind allseits bekannt. Doch unsere Wahrnehmung funktioniert nicht immer so geordnet und klar trennbar, wie diese Einteilung vermuten ließe.

Bereits 2004 erschien The Handbook of Mulitsensory Processes (Gemma A. Calvert, Charles Spence, Barry E. Stein). Die Publikation beschreibt Wahrnehmung als multisensory experience und bricht mit dem traditioniellen sense-by-sense-approach.

Zu Beginn der 2010er-Jahre machte der Neurowissenschaftler Daniel W. Wesson durch Zufall eine spannende Entdeckung. Eigentlich untersuchte er bloß die Geruchswahrnehmung von Mäusen, doch als er eines Nachmittags seine Kaffeetassse auf den Labortisch stellte, bemerkte er einen punktuellen Anstieg der Aktivität im Tuberculum olfactorium der Mäuse – das ist der Bereich des Gehirns, in dem u. a. Gerüche verarbeitet werden.

Gemeinsam mit seinem Kollegen Donald A. Wilson ging er nun der These nach, dass es “Smounds” gebe – eine Sinneswahrnehmung, die sich aus Smells und Sounds zusammensetze. Tatsächlich konnten die Forscher anhand einer Studie an Mäusen nachweisen, dass im Tuberculum olfactorium Smells and Sounds überschneidend verarbeitet werden, ganz im Sinne der multisensory experience.

Doch die Beschäftigung mit dem Zusammenspiel mehrerer Sinneseindrücke hat eine lange Geschichte. So entwickelte schon der russische Komponist Alexander Skrjabin (1872-1915) die Idee für ein Gesamtkunstwerk, das “Mysterium”, das, einmalig und mehrtägig in einem eigens dafür errichteten Tempel aufgeführt, eine allumfassende Sinneswahrnehmung ermöglichen sollte. Ein Ritual mit esoterischen Einflüssen, dessen Umsetzung nicht nur an Skrjabins Tod scheiterte. Skrjabin galt als Synästhetiker, er konnte laut eigener Aussage Klänge als Farben sehen. Sein Gesamtwerk sollte jedoch nicht auf das “Mysterium reduziert werden.

“Smounds” sind auch heute noch Gegenstand künstlerischen Schaffens, rücken aber aktuell auch in der Stadtplanung in den Fokus. Doch dazu in den nächsten Wochen mehr.

Quellen/Links:

Calvert, Spence, Stein(2004): The Handbook of Mulitsensory Processes

https://www.scientificamerican.com/article/making-scents-of-sounds-n/

https://www.jneurosci.org/content/30/8/3013

https://www.semilakovs.com/cd/booklet-text/

https://de.wikipedia.org/wiki/Alexander_Nikolajewitsch_Skrjabin#Werke

https://de.wikipedia.org/wiki/Syn%C3%A4sthesie

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