Datenreduktion bei Kompressionsalgorythmen

Es gab erste Experimente mit dem wiederholten neu-codieren von Audiodateien um deren Fidelity zu verringern: Wie in den Audiodateien zu erkennen kann man eine deutliche Verminderung der Klangqualität hören, nachdem der Ausschnitt des Songs 10 mal in MP3 und Flac umgewandelt wurde. Das liegt daran, dass das MP3 Format ein (verlustbehaftetes) Datenreduktionsformat darstellt (im Gegensatz z.B. zur verlustfreien Datenkompression des Flac-Formates des Ausgangsfiles).

Auch wenn die Reduktion von MP3 Formaten im nicht-wahrnehmbaren Bereich stattfinden soll, wird nach den Wiederholungen sichtbar, dass dies nicht immer vollends gelingt. Die Größe des Files verringert sich übrigens nicht mehr weiter, unabhängig von der Zahl der Wiederholungen. Ab etwa der 50. Wiederholung war keine weitere Veränderung der Audioqualität mehr wahrnehmbar, der Effekt erreicht also ein Limit.

Die Stadt spielen und digitaler Zerfall von Audiodateien

Für das Projekt „Play the City – Die Stadt als Instrument“ gibt es neue Aspekte in der Konzeption: Ein mögliches Problem könnte werden, den Raum zu füllen. Deswegen soll der bespielte Raum etwa auf die größe des Bezirkes I., Innere Stadt beschränkt werden. Daten wie Wetter, Uhrzeit, etc. könnten eine algorythmische/automatisierte Komposition mit Daten füttern um die Menge an nötigen Audiomaterial zu erschaffen.

Bezüglich des digitalen Verfalls von Audiodateien haben sich ebenfalls Neuerungen ergeben:

Im Paper „Creative Use of Bit-Stream DSP in Faust“ von Tim Bovermann und Dario Sanfilippo, welches im Rahmen der bereits erwähnten Rotting Sounds Forschung entstand wird betont, dass sich eine 1-Bit Stream Audiodatei deutlich besser für den digitalen Verfall eignen würde. Mit 1-Bit Stream Ausio ist gemeint, dass jedes Bit nur eine Funktion erfüllt, nicht wie bei z.B. komprimierten Codecs, bei denen die position des Bits im Stream auch eine Aussage hat.

Als Folge von Rotting Sounds wurde von den Autoren auch eine Library für „Faust“ (eine Plattform für audioorientiertes programmieren, z.B. von VSTs) erstellt, welche auf digitalen Verfall von Audiodateien spezialiert ist.

Möglichkeiten des digitalen Zerfalls von Audiodateien

Für die Reduzierung der Qualität von digitalem Audiomaterial scheint es mehrere Möglichkeiten zu geben. Neben der physischen Zerstörung des Trägermaterials wie bei Basinski oder der geplanten Radioaktivität führen verschiedene digitale Verfahren zu einer Veränderung der Qualität:

Eine wiederholt ausgeführte Reduktion der Samplerate führt zu einem ähnlichen Ergebnis, wie die Zerstörten Tonbänder Basinskis, zu hören ist das unter anderem in einem Video des Klangkünstlers Hainbach:

Auch die Änderung des Formats und wiederholtes Up-/Downloaden könnte die Qualität verändern, was in zukünftigen versuchen herausgefunden werden soll.

Bei der Zerstörung durch Radioaktivität könnte man somit auch nicht direkt das Trägermedium angreifen, sondern mit einem Geigerzähler ein bestimmtes Reduktionsverfahren triggern. Das würde auch ohne die direkte Verwendung von Radioaktivem Material funktionieren, da es eine Hintergrundstrahlung gibt, welche mit einem Empfindlichen Geigerzähler erkennbar ist.

Das Problem der digitalen Kopierbarkeit könnte in diesem Experiment mit einem NFT umgangen werden, das die Einzigartigkeit bescheinigt.

Auch beim im letzten Eintrag angesprochenen Projekt „Rotting Sounds“ wird mit Radioaktivität gearbeitet: die Installation „Enrichment and Deplation“ nutzt Uranium und einen Geigerzähler um ein zufallsgeneriertes Soundfile zu erzeugen, was allerdings nur zu einem Rauschen aufgrund einer randomisierten Wellenform führt.

Nachforschungen zu “Die Stadt spielen und der kulturelle Verfall in Zeiten des Krieges.”

In der vergangenen Woche habe ich mich mit den beiden Themen weiter beschäftigt und versucht die möglichen Umsetzungen genauer einzugrenzen. Durch meinen Betreuer wurde ich auf „Rotting Sounds“ aufmerksam gemacht, ein Projekt an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien, welches im Zeitraum von 2018 bis 2021 realisiert wurde. Es beschäftigt sich mit dem Verfall digitaler Audio-Daten, Verlusten bei Übertragungen etc. und der Frage, wie dies künstlerisch umgesetzt werden kann. Die einzelnen Projekte sind hier genauer einzusehen: https://rottingsounds.org/

Schwierigkeiten bei der geplanten Umsetzung mit der Zerstörung durch Radioaktivität stellt offensichtlich das damit einhergehende Gesundheitsrisiko dar. Auch die digitale Kopierbarkeit könnte ein Hindernis werden, man müsste in gewisser Weise die Einzigartigkeit der Aufnahme garantieren.

Des weiteren habe ich nach Musikstücken gesucht, bei welcher der Prozess des Verfalls thematisiert wird: In „Disintegration Loops“ lässt Wiliam Basinski (2002) einen Tapeloop immer wieder abspielen, bis dieser fast komplett unkenntlich geworden ist.

Hören kann man das Stück hier:

Im Stück „Everywhere at the End of Time“ (2016-2019) beschäftigt sich Leyland Kirby unter seinem Alias „The Caretaker“ mit den Verschiedenen Stadien von Alzheimer. Es besteht u. a. aus Loops von gesampleter Ballmusik. Die verzerrte Musik soll die fortschreitende Verzerrung von Wahrnehmung und Erinnerungen darstellen.

Die Vorstellungen für das Projekt „Play the City“ wurde dahingehend weiterentwickelt, dass man eine App programmieren könnte über welche man den Soundtrack der Stadt anhören kann. Entsprechende daten wie Standort, Wetter etc würden über einen Puredata Patch den Sound mitgenerieren und einzigartig machen. Ein daraus resultierendes mögliches Problem ist, dass der verfügbare Raum in der Stadt sehr groß ist und mit verschiedenen Sounds gefüttert werden will.

Ausgangsideen: Die Stadt spielen und der kulturelle Verfall in Zeiten des Krieges.

Im Folgenden möchte ich auf meinen Prozess der Ideenfindung eingehen und im Anschluss den aktuellen Stand des Projektes erläutern. Aktuell befasse ich mich mit zwei Ideen: Zum einen das Projekt „Play the City – Die Stadt spielen“ zum anderen „Kultureller Verfall in Zeiten des Krieges“.

Gedanklicher Ausgangspunkt für Ersteres war das Klangkunst Stück „I Am Sitting in a Room“ des amerikanischen Komponisten und Experimentalmusikers Alvin Lucier.

In diesem wird ein von Lucier vorgelesener Text auf Band aufgenommen, durch einen Lautsprecher abgespielt und wieder aufgenommen. Dieser Vorgang wird (im selben Raum) immer wieder wiederholt. Durch die im Raum existierenden Resonanzen werden manche Frequenzen immer weiter ausgelöscht, während andere immer weiter verstärkt werden. Das Signal nach über 40 Minuten ist ein stark gefiltertes, bei dem der ursprüngliche Text und die Stimme kaum mehr erkennbar sind.

Bei „Play the City“ sollen die Räume und ihre jeweils eigenen Resonanzen als Filter in der Klangkette zum Erstellen von Soundscapes verwendet werden. Diese soll es an mehreren Orten in der Stadt Graz geben, welche beim Bewegen durch die Stadt gehört werden können. Die Musik soll dabei auch von Tages-/Jahreszeiten, dem Wetter und ähnlichem abhängig gemacht werden.

Die zweite Idee „Kultureller Verfall in Zeiten des Krieges“ soll in Kooperation mit ukrainischen Musiker*innen umgesetzt werden. Ein einzigartiges, komponiertes und aufgenommenes Musikstück auf einer Festplatte soll mit Hilfe von Radioaktivität zerstört werden.